Klaus Huber zum 100!

Als ich Younghi Pagh-Paan letztes Jahr anrief, um ihr mitzuteilen, dass ich ihre Fanfarella fünfzehn Mal spielen werde in der kommenden Saison, sagte sie: Aber Egidius, Klaus musst Du spielen! Das tun wir natürlich auch. Und ich freue mich, dass wir für unser Programm mit ecce homines und Mozart KAV516 auch Corinne Holtz dabeihaben: Sie hat die jüngst erschienene Biographie „Welt im Werk. Klaus Huber 1924 – 2017“ geschrieben und wird uns daraus vorlesen.

ecce homines vereint die beiden Streichquintette im Geburtstagsgruss an Klaus Huber´s hundertsten Geburtstag mit einer Lesung der zu diesem Anlass erschienen Biographie von Corinne Holtz; "Welt im Werk. Klaus Huber 1924-2017"  Darin umstellt sie Huber "(..)mit Kontexten, die den Lesenden dazu zwingen, ihn selbst in durchaus neuer Weise zu interpretieren, seine enormen Leistungen als Komponist in ihrer ganzen Dimension zu erfassen und Irritierendes besser zu verstehen" (Roman Brotbeck). Klaus Huber war überzeugt, von der Bedeutung des musikalischen Denkens wie von sich selbst. Er war überzeugend in seinen Ausführungen wie in seinen Vermittlungsarbeiten. Er hat Generationen von Studenten in Komposition unterrichtet und durch Werk und Wesen beeinflusst. 
ecce homines entstand 1999 als letztes grosses Streicherwerk. Darin tauchen Reminiszenzen an sein zweites Streichquartett, aber auch Vorahnungen zu seinem letzten Werkes "Intarsimile" auf. Im Unterschied zum erwähnten Streichquartett "Von Zeit zu Zeit" verwendet Huber im Quintett ein aus der arabischen Musik entlehntes Dritteltonsystem. Dies verstärkt den kontemplativen Charakter von Hubers Musikdenken und verleiht dem Stück geradezu Flügel, indem sich die Klänge federleicht im Raum auflösen. Spätestens bei den leisen Anklängen an Mozart sind wir wohlbehütet gefangen in glücklich melancholischem Bedauern.

Wolfgang Amadeus Mozart  schrieb seine späten Streichquintette auf der Höhe seines Schaffens für private Anlässe. Wenn auch Jedes dieser vier Werke als Meisterwerk gilt, so ist es doch KV516 in g-moll, das die Herzen unwiderstehlich berührt. Dies mag ausschlaggebend gewesen sein,  dass Klaus Huber wiederum in seinem Quintett den Bogen von Arabischem zu Abendländischem Musikdenken neu spannt. In Mozarts Quintett erscheinen die vier Sätze in zunehmend düsterem Licht, nur um im Finale alle Sorgen wegzuwischen. Ensemble Van der Waals wurde von Musikerinnen gegründet, die schon lange lose zusammengearbeitet hatten – Van der Waals Kräfte eben. Mit dem fulminanten Programm „Sturm und Tanz“ erreichten sie ein breites Publikum jenseits von Stilbarrikaden. Für das neue Programm stossen Fabio Marano und Egidius Streiff dazu: Beide hatten „ecce homines“ oft zusammen gespielt. Egidius hat zudem mit Mariana Doughty eine CD mit den Streichquartetten von Huber realisiert (www.streiffzug.com/sc-1501). Sie wurde von Diapason mit dem „coup de la coeur“ ausgezeichnet.                                              www.musica-aperta.ch


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